Nach dem Verschwinden der sublitoralen Seegraswiesen
zu Beginn der 30er Jahre sind seit den siebziger Jahren
auch im Gezeitenbereich der niedersächsischen Küste die
Seegräser Zostera noltii und Zostera marina von
drastischen Rückgängen betroffen. Das Ausmaß der
Verluste wurde 1993 und 1994 (Ergänzungen 1995) mit
einer flächendeckenden Kartierung der gesamten
niedersächsischen Watten dokumentiert. Im Vergleich mit
früheren Bestandserhebungen sind von den vormals
ausgedehnten Seegrasvorkommen nur Restbestände
erhalten geblieben. Seit 1970 hat sich die Gesamtfläche
von rd. 35 km² auf rd. 8 km² verringert. Das
Hauptvorkommen konzentriert sich mit 3,5 km² im
Jadebusen. Vor allem an den Küsten Ostfrieslands und
Butjadingens und auf den Watten zwischen Weser und
Elbe gingen großflächige Seegraswiesen verloren,
während der Jadebusen und die polyhalinen Bereiche von
Weser und Emsmündung weniger stark betroffen sind. Die
Restbestände, insbesondere der Zostera marina
Vorkommen, sind überwiegend stark ausgedünnt. Über
die Ursachen des Seegrassterbens besteht noch
Unklarheit. Anzeichen für Schädigungen von Sprossen und
Laubwerk wurden nur vereinzelt beobachtet. Einige
Seegraswiesen sind stark mit makrophytischen Grünalgen
überwuchert. Es lässt sich ein Schädigungsgradient
entlang der Küste von relativ intakten Beständen in
Dänemark und Nordfriesland über starke Verluste in
Niedersachsen bis zu fast vollständigem Schwund im
niederländischen Wattenmeer feststellen. Dieses
Verteilungsmuster deutet auf Einflüsse durch Nähr- und
Schadstoffeinträge hin. Das Seegrassterben kann als
Signal für gravierende Umweltverschlechterungen im
niedersächsischen Wattenmeer angesehen werden.